Nach einer Fehlgeburt brauchst du Zeit zum Heilen – und bist wie viele Frauen vielleicht nicht in der Lage, zu arbeiten. Ab der 13. SSW hast du deshalb einen Anspruch auf einen gestaffelten Mutterschutz, der auf Basis der Schwangerschaftswochen berechnet wird. So kannst du die Schutzfrist, die seit 1. Juni 2025 gilt, beantragen.
Wem steht der gestaffelte Mutterschutz zu?
Der gestaffelte Mutterschutz gibt angestellten Frauen nach einer Fehlgeburt das Recht, für eine Schutzperiode nicht arbeiten zu gehen. Denn viele Frauen brauchen Zeit und einen geschützten Raum, um den Verlust ihres Kindes und die körperliche und seelische Belastung zu verarbeiten. Der gestaffelte Mutterschutz ist eine Option, die in Anspruch genommen werden kann, aber nicht muss. Du bestimmst, was dir am meisten hilft.
Nicht davon betroffen ist dein Kündigungsschutz: Von der 12. SSW bis 4 Monate nach der Fehlgeburt oder Totgeburt besteht für dich Kündigungsschutz – unabhängig davon, ob du zusätzlich Mutterschutz in Anspruch nimmst.
Wie ist der gestaffelte Mutterschutz unterteilt?
Der Anspruch auf freiwilligen Mutterschutz nach einer Fehlgeburt ist so gestaffelt:
- Ab der 13. Schwangerschaftswoche: 2 Wochen Mutterschutz
- Ab der 17. Schwangerschaftswoche: 6 Wochen Mutterschutz
- Ab der 20. Schwangerschaftswoche: 8 Wochen Mutterschutz
Du kannst frei entscheiden, ob und in welchem Umfang du den Mutterschutz wahrnehmen möchtest. Du hast das Recht, arbeiten zu gehen. Oder dich alternativ krankschreiben zu lassen, wenn du deinen Arbeitgeber nicht über die Fehlgeburt informieren möchtest. Diese Option hast du auch, wenn deine Fehlgeburt vor der 13. SSW auftritt.
Wie kann ich den gestaffelten Mutterschutz beantragen?
Um den Mutterschutz zu nehmen, musst du deinen Arbeitgeber über deine Fehlgeburt informieren, erklärt auch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Bei Bedarf kannst du dir eine Bescheinigung von deiner Frauenärztin ausstellen lassen, die du einreichst. Dein Arbeitgeber ist verpflichtet, dich während des Mutterschutzes freizustellen und dein Kündigungsschutz besteht weiterhin für vier Monate.
Wichtig, wenn du arbeiten gehen möchtest: Hast du deinen Arbeitgeber vor der Fehlgeburt über deine Schwangerschaft informiert, muss er dich freistellen, es sei denn, du erklärst dich ausdrücklich bereit zum Arbeiten.
Warum das Recht auf den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten so wichtig ist
Frauen steht nach einer Fehlgeburt nicht nur Schutz zu, sondern auch die Gewissheit, gesehen und unterstützt zu werden. Umso wichtiger ist es, der körperlichen und mentalen Gesundheit Betroffener einen höheren Stellenwert einzuräumen. Im Interview habe ich mit Colin Fernandes, Marie Nasemann und Sebstian Tigges darüber gesprochen:
Der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten ist ein hart erkämpftes Frauenrecht, für das sich Autorin und Aktivistin Natascha Sagorski seit 2022 nach ihrer eigenen Fehlgeburt eingesetzt hat. Ihr zufolge ist jede dritte Frau in Deutschland, somit 14 Millionen Frauen und Familien, betroffen: "Wir haben nun drei Jahre lang für den gestaffelten Mutterschutz gekämpft, jetzt ist es wichtig, dass die Frauen ihr Recht auch kennen“.
Nataschas Buch zum Thema, "Jede dritte Frau", können wir sehr empfehlen. Als Kolumnistin schreibt sie regelmäßig für uns über familienpolitische Themen.
Auch wir bei familie.de und zahlreiche Verbände, Jurist*innen, Ärzt*innen, Krankenkassen, Politiker*innen und bekannte Persönlichkeiten sind große Verfechter*innen des Gesetzes und haben die Kampagne lange unterstützt.